Der Vortrag wurde am 11.05.2013 anlässlich der „Internationalen Woche der Homöopathie“, in der Bücherei der Samtgemeinde Hankensbüttel gehalten.

Was ist die internationale Woche der Homöopathie? Homeopathy Awareness Week

Hypericum perforatum, Johanniskraut

Die internationale Woche der Homöopathie wurde ins Leben gerufen um für mehr Aufmerksamkeit und Verständnis für die Homöopathie zu werben. Sie wurde zum 250. Geburtstag von Dr. Samuel Hahnemann, dem Begründer der Homöopathie, ins Leben gerufen und fand zum ersten Mal am 10. April 2005 statt. Seit dem beginnt sie immer mit Dr. Hahnemanns Geburtstag am 10. April.

In ca. 40 Ländern der Erde wenden sich Homöopathen in dieser Zeit an die breite Öffentlichkeit. In zahlreichen Veranstaltungen können sich interessierte Bürger über die Homöopathie als sichere und sanfte Therapieform informieren. Jedes Jahr steht unter einem neuen Thema.

Das Thema der 9. Internationalen Woche der Homöopathie vom 10. – 16. April 2013 lautet: Schicksalskrisen homöopathisch begleiten

Wir alle wünschen uns Gesundheit und Glück. Ein erfülltes Leben für uns und unsere Familie. Dennoch gibt es für jeden von uns Momente im Leben, die uns aus der Bahn werfen. Wir geraten in eine Krise, eine Schicksalskrise! Doch was können wir darunter verstehen?

Definition Schicksal: das Wort selbst kommt wahrscheinlich vom altniederländischem Wort „schicksel“ , was so viel wie Fakt bedeutet, oder auch Los.

Etwas passiert, worauf ich keinen direkten Einfluss habe. Ich muss es auf mich nehmen und ertragen, es ist aber so unerträglich, das ich dadurch in eine Krise gerate.

Definition Krise: eine Krise ist eine schwierige Lage, Situation, Zeit. Man könnte auch sagen eine Ausweglosigkeit. Zumindest erscheint es uns so.

Medizinisch bedeutet eine Krise den Wendepunkt einer Krankheit. Diese kann zum guten oder zum schlechten umschlagenWas also ist eine Schicksalskrise ?

Eine Schicksalskrise ist also eine für uns schwere Lage in die wir (mit oder ohne eigenes Zutun) geraten sind. Eine Lage, auf die wir scheinbar keinen direkten Einfluss haben, so dass wir in eine Krise geraten. Solche Zustände treten meist plötzlich auf, unabwendbar. Darum sprechen wir auch von einem Schicksalsschlag.

Mögliche Schicksalsschläge bez. Auslöser einer Schicksalskrise:

  • Tod eines Familienangehörigen oder Freundes. Die wohl schlimmste Schicksalskrise für uns alle. Ein geliebter Mensch verlässt uns für immer. Wie geht es weiter ohne den Partner, die Mutter, den Vater? Wie geht es weiter wenn wir ein Kind verlieren? Das ist wahrlich keine leichte Zeit.
  • Auch der Tod eines Haustieres kann uns aus der Bahn werfen. Es war vielleicht der einzige Freund eines allein stehenden Menschen. Der beste Freund eines Kindes. Das Tier ist über Jahre zum Familienmitglied geworden.
  • Schwere Krankheit bei einem selbst oder bei einem Familienmitglied. So etwas hat weitreichende Folgen. Schmerzen, eingeschränkte Belastbarkeit, alltägliche Dinge sind evtl. nur noch schwer oder gar nicht zu verrichten. Das Berufsleben kann beeinträchtigt werden. Es kann zu finanzieller Belastung kommen.
  • Schwere Unfälle, evtl. mit der Folge einer Behinderung. Man erleidet Schmerzen und Einschränkungen. Kann vielleicht seinen Beruf nicht mehr ausüben. Man braucht ein behinderten gerechtes Auto und Haus. Man hat zusätzlich große finanzielle Belastungen.
  • Ehescheidung hat immer weitreichende Folgen für beide Partner und die Kinder. Egal ob einvernehmlich oder nicht, es wird getrennt, was einmal zusammengehörte.
  • Arbeitsplatzverlust geht immer einher mit Unsicherheit in Bezug auf die Zukunft. In jedem Fall auch mit finanziellem Verlust und seinen Folgen.
  • Krieg, Kriegsopfer für uns vielleicht nicht mehr vorstellbar aber es gibt immer noch Menschen, auch bei meinen Patienten, welche sich noch an den 2. Weltkrieg erinnern, unter ihm gelitten haben oder noch darunter leiden. Weltweit werden zur Zeit ca. 30 Kriege geführt.
  • Flucht und Vertreibung, stellen sie sich vor sie müssen ihr Land verlassen, weil ihr Leben bedroht ist.
  • Verbrechen, Verbrechensopfer, sie werden Opfer oder Zeuge eines Verbrechens. Sie sind geschockt, sie erleben etwas, das sie bisher nur im Fernsehkrimi sahen. Sie verlieren das Vertrauen an der Menschheit, am Leben. Sie leiden Ängste, welche nicht so schnell wieder vergehen.
  • Missbrauch jeder Art, Missbrauchsopfer, ein unvorstellbares Geschehen, dessen Spuren nie vergehen.
  • Aber auch eher harmlose Ereignisse können eine Krise hervorrufen. Eine nichtbestandene Prüfung, damit verbunden das Gefühl von Unzulänglichkeit, Scham und Demütigung. Das kann zu Hänseleien und zu Mobbing am Arbeitsplatz oder in der Schule führen. Man wird lächerlich gemacht, gedemütigt, oder man empfindet es so.

Bei Kindern auch möglich:
Alles bisher Aufgezählte gilt für Erwachsene ebenso wie für Kinder. Bei Kindern reicht aber oft schon viel weniger um eine Krise auszulösen:

  • Umzug und der Verlust von Freunden und der bekannten Umgebung. Das bekannt Nest wird verlassen. Die Kinder müssen sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden. Die vertrauten Freunde fehlen. Mit denen konnte man früher jeden Kummer besprechen, jede Freude teilen.
  • Ansehen „schrecklicher“ Dinge, welche sie nicht verarbeiten können. Sei es im Fernsehen, Büchern oder im realen Leben. Ein Kind kann solche Dinge nicht verstehen und folglich auch nicht verarbeiten. Sie müssen erst kindgerecht aufbereitet werden.
  • Ein schlimmes Erlebnis beim Arzt oder im Krankenhaus kann dauerhaft traumatisieren und zu Albträumen führen. Schon trockene Kinder werden wieder zu Bettnässern, haben Schulprobleme und ähnliches.
  • Schulwechsel, kann zu Angst vor dem Unbekannten führen, zu Erwartungsspannung und zu hohem Leistungsdruck. Das geht dann meist noch einher mit dem Verlust von Freunden.
  • Schlechte Noten, das Kind hat gelernt, kann das Gelernte aber nicht abrufen. Das Kind hält dem Leistungsdruck nicht stand, hat Angst vor Bestrafung

Was für körperliche Symptome können sich während einer Krise zeigen?

Aus klinischer Erfahrung wissen wir welche Symptome sich nach einem Schicksalsschlag zeigen können. Mögliche psychosomatische Symptome und deren Deutung:

  • Plötzliche Schweißausbrüche, Angstschweiß, jeder kennt den Begriff Blut und Wasser schwitzen. Der Körper versucht wie verrückt sich von dem Erlebten zu reinigen. Die Lebenskraft versucht die Krise auszuschwitzen wie eine Erkältung.
  • Atemstörungen, Asthma, man ist durch die Krise völlig abgeschnitten vom normalen Leben, es nimmt einem die Energie, den Sauerstoff, man ist mit der Situation überfordert.
  • Herzklopfen, Brustenge, Herzsensationen, das Herz ist für uns alle auch der Sitz der Seele, der Sitz der Liebe, jetzt bin ich bis ins Herz getroffen.
  • Frieren, Zähneklappern, ich stehe allein in der Kälte des Lebens, es fehlt jede Energie.
  • Nervöse Tics, Muskelzuckungen, unkontrollierbare Muskelaktivität, so unkontrollierbar wie das auslösende Ereignis.
  • Schwindelanfälle, ich fühle mich unsicher, habe den Halt verloren, habe die Kontrolle verloren, einen Schicksalsschlag kann man nicht kontrollieren.
  • Magen- Bauchschmerzen, alles schlägt mir auf den Magen, ich kann es nicht verdauen, kann das Ereignis nicht verarbeiten.
  • Reizdarm, Durchfall, ich kann vor Angst nichts bei mir behalten, meine Abgrenzung zur Umwelt ist gestört, ich habe im wahrsten Sinne des Wortes Schiss, gleichzeitig ist es auch ein Versuch sich zu reinigen von dem Ereignis.
  • Verstopfung, ich kann nicht los lassen, das Problem nicht verarbeiten.
  • Häufiger Harndrang, vor Angst in die Hose machen. Druck aushalten müssen.
  • Kopfschmerzen, das ungelöste Problem staut sich auf, ich zerbreche mir den Kopf an meinen Problemen.
  • Nächtliches Zähneknirschen, Zähne zusammenbeißen, versteckte Aggression, Wut auf das Ereignis, das Durchkauen / Verarbeiten der Situation.
  • Rückenschmerzen, die Last ist zu groß, ich kann sie nicht mehr tragen.
  • Hautjucken, Hautausschläge, ich fühle mich nicht mehr wohl in meiner Haut, kann mich nicht Abgrenzen und neu beginnen.
  • Schlafstörungen, bewusst und unbewusst kreisen die Gedanken um dieses eine Problem und halten den Schlaf fern. Schlaf bedeutet aber auch Kontrollverlust, und durch das Schicksalhafte Ereignis habe ich die Kontrolle verloren. Das macht Angst.
  • Das alles führt dazu, dass ich nicht mehr belastbar bin.

Die Symptome sind anfangs meist nur funktionell, das heißt, ohne organische Erkrankung, können aber bei langem bestehen auch zu organischen Veränderungen führen. Meist treten mehrere Symptome gleichzeitig auf, im Wechsel oder der Reihe nach. Jeder Mensch hat sein eigenes Reaktionsmuster.

Mögliche psychische Symptome:

  • Angststörungen, übermäßige Angst jeglicher Art, Angst, vor der Situation, vor der Zukunft, vor Krankheit vor Schmerzen usw.
  • Schock und emotionale Starre, man kann keine Gefühle mehr zeigen und erleben
  • Hilflosigkeit der Situation, ja dem ganzen Leben gegenüber
  • Verzweiflung
  • Verlassenheitsgefühl
  • Soziale Unsicherheit
  • Depression
  • Flucht in eine Sucht, Alkohol, Drogen, der unmögliche Versuch zu vergessen. Man kann sich der Situation nicht stellen, sie nicht verarbeiten
  • Gestörtes Essverhalten, ich kann vor Kummer nichts essen, oder aus Kummer wird zu viel und zu häufig gegessen
  • Posttraumatische Belastungsstörung, das traumatische, das verletzende Ereignis wird immer wieder erlebt

Die Symptome eine Schicksalskrise sind vielfältig und individuell, jeder Mensch reagiert anders auf eine Stress- oder Krisensituation. Aber nie geht sie spurlos an uns vorbei.

Verlauf von Schicksalskrisen

Akute Krise

Kommt der betroffene Mensch gleich zu uns können wir schnell reagieren und noch im akutenFall ein Arzneimittel geben. Beispiel: Autounfall, nur Blechschaden, Unfallverursacher unter Schock. Er bekommt ein Arzneimittel von mir und es geht ihm gleich besser. Er kann mit dem Ereignis leichter umgehen.

Andauernde Krisen oder Belastungssituation

Viele Schicksalskrisen sind jedoch nicht mit ein paar Notfallglobuli behoben. Die Situation zieht sich über Wochen, Monate oder Jahre. Der Schweregrad der Belastung ist nicht immer gleich. Je nach den weiteren Umständen ist die Belastung mal größer mal kleiner.

Manchmal wird aus der anfänglichen Krise eine dauerhafte Situation mit der man sich auseinandersetzen und sie akzeptieren muss. Den Tot eines Menschen kann niemand rückgängig machen. Den Verlust beider Beine nach einem Unfall kann niemand rückgängig machen. Um nur zwei Beispiele zu nennen.

In solchen Fällen bekommt die Homöopathie einen begleitenden Charakter. Wird eingesetzt um körperliche und seelische Leiden zu lindern und wo immer möglich zu heilen. Der Betroffene bekommt somit die Kraft sich der Situation zu stellen und das Ereignis zu verarbeiten.

Versteckte oder verdrängte Schicksalskrise

Viele Menschen hatten nie die Kraft sich ausreichen mit dem schicksalhaften Ereignis auseinanderzusetzen. Sie bekamen keine oder keine ausreichende Hilfe und Unterstützung. In der Folge konnten sich schon etliche Symptome entwickeln, bevor diese Menschen den Weg in die homöopathische Praxis finden.

Diese Symptome werden vom Patienten nicht mehr dem schicksalhaften Ereignis zugeordnet. Es liegt lange zurück oder wurde verdrängt. Der Patient erinnert sich nicht mehr.

Die homöopathische Behandlung

Aus klinischer Erfahrung und aus den Arzneimittelprüfungen kennen wir Arzneimittel, welche solche Symptome, wie ich sie anfangs beschrieben habe, lindern und wo immer möglich heilen können. Sie wirken schnell und sanft und sie helfen uns mit der Krisensituation besser umzugehen.

In der Homöopathie suchen wir immer nach einer Ursache, nach einem Auslöser, für eine bestehende Symptomatik. Hierzu dient die sogenannte Erstanamnese. Hier werden im Gespräch auch die Lebenssituation, ja der ganze Lebenslauf erfragt. So wird ermittelt zu welchem Zeitpunkt die Symptome aufgetreten sind. Zusammenhänge können hergestellt werden.

Arzneimittelbestimmung in der Homöopathie

Wie gehen wir vor? Im Gegensatz zur sogenannten Schulmedizin behandeln wir nicht nach Krankheitsnamen. Diese können uns nur als Hinweis für Verlauf, Prognose und Schwere der Krankheit dienen. In der Homöopathie wird nach der Gesamtsymptomatik behandelt. Alle Symptome, welche der Patient uns zeigt sind wichtig.

Und wir sammeln sogenannte vollständige Symptome:

  • Wann tritt die Beschwerde auf
  • Wie ist die Empfindung, der Schmerz
  • Wo, welches Körperteil, welche Seite, oben / unten, vorne / hinten
  • Wann: Tageszeit, Stunde, vor oder nach irgendeinem Auslöser, z. B. Wetter, Schlaf, Essen, Waschen usw.
  • Was bessert, was verschlechtert die Beschwerden
  • Was ist der Auslöser für die Beschwerden

Wir kennen in der Homöopathie Auslöser wie z. B.:

  • Beschwerden durch Kummer
  • Beschwerden durch Schicksalsschläge
  • Beschwerden durch Heimweh
  • Beschwerden durch unterdrückte Gefühle und Emotionen
  • Beschwerden durch Missbrauch
  • Beschwerden durch seelischen Schock
  • Beschwerden durch schlechte Nachrichten
  • Beschwerden durch Sorgen und Kummer
  • Beschwerden durch Schreck
  • Beschwerden durch den Tod geliebter Personen
  • Beschwerden durch Unglücklichsein
  • etc…

Auf Grund der Gesamtsymptomatik und des möglichen Auslösers wird dann das aktuelle Arzneimittel ausgewählt. In schweren schon länger bestehenden Fällen kann es sein, dass mehrere Arzneimittel benötigt werden.

Im Anschluss an den Vortrag gab es noch drei Fallvorstellungen. Diese werden hier zum Schutz der Patienten nicht abgedruckt.

Mehr zur Homöopathie finden Sie auf dieser meiner Internetseite.

Mehr zur „Internationalen Woche der Homöopathie“ finden Sie unter: www.worldhomeopahty.org

Mehr zur Samtgemeinde Hankensbüttel finden Sie unter www.hankensbuettel.de

An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an die Gemeinde Hankensbüttel, für die Bereitstellung der Räumlichkeiten.